Es gibt viele Möglichkeiten, Stoffe vegan, nachhaltig und mit weniger Umweltbelastungen herzustellen, Kaktus- und Ananasleder sind zwei davon.
Auf der Suche nach nachhaltigen Alternativen zu konventionellem Kunstleder habe ich 2023 das erste Mal von diesen Stoffen gehört und beschlossen, eine Handtaschenkollektion aus diesen Stoffen zu entwickeln.
Es ist noch gar nicht lange her, dass die beiden Mexikaner Adrián López Velarde und Marte Cázarez das Kaktusleder erfolgreich auf dem Markt etablierten. Zwei Jahre galt ihre gesamte Aufmerksamkeit der Erforschung und Entwicklung einer nachhaltigen und veganen Lederalternative. 2019 war es denn so weit, sie gründeten das Start-up Desserto und vertreiben seither weltweit ihre qualitativ hochwertige Lederalternative. Mit ihrer Idee schafften sie Tausende von Arbeitsplätzen und vertrieben ihr Produkt in kürzester Zeit über die Grenzen von Mexiko hinaus.
Was ist Kaktusleder?
Kaktusleder wird aus dem Nopal- bzw. Feigenkaktus hergestellt. Diese Kakteen sind genügsam, sie benötigen kaum Wasser und wachsen in kargen, ansonsten kaum nutzbaren Gegenden.
Für die Herstellung werden als erstes die Kaktusscheiben, das sind die großen alten Blätter der Pflanze geerntet, diese werden gereinigt, in der Sonne getrocknet, zerkleinert und zu guter Letzt wird ein bestimmtes Protein extrahiert, welches dann zur Oberfläche des Lederersatzes verarbeitet wird. Leider ist auch hier noch nicht alles rein pflanzlich, 90 % der Oberfläche sind aus Kaktus die restlichen 10 % sind noch Kunststoff, doch die Erfinder setzen alles daran, diese 10 % noch weiter zu reduzieren, der Stoff soll zu 100 % biologisch abbaubar werden. Die Rohmasse wird schlussendlich auf unterschiedliche Unterflächen aufgetragen. Hierzu zählen zum Beispiel Baumwolle oder recyceltes Polyester. Bei der Herstellung kommen keine giftigen Chemikalien zum Einsatz.
Kakteenfasern sind ein nachwachsender Rohstoff, der nur wenig Wasser verbraucht und zudem auch noch Kohlenstoff aus der Luft bindet und speichert.
Das Endprodukt ist ein weiches, flexibles Gewebe mit einem ein lederartiges Aussehen welches in vielen unterschiedlichen Farben, Designs und Merkmalen produziert wird. Es ist vielfältig einsetzbar und bereits bei der Verarbeitung habe ich erkannt, dass es sich durch seine hervorragende Haltbarkeit auszeichnet.
Entwickelt wurde es von Dr. Carmen Hijosa der Mitgründerin der Marke Piñatex (Piña ist das Spanische Wort für Ananas). Einst als Beraterin der Lederindustrie erkannte sie bereits in den 1990er Jahren, dass sich die Lederherstellung ändern muss, welche Auswirkung die Erstellung, besonders die chemische Gerbung von tierischem Leder auf den Menschen und die Umwelt hat. Schon damals begann sie nach einer Alternative zu suchen. Diese Alternative sollte aber nicht nur die Umweltschäden durch die chemische Verarbeitung des Leders ersetzen, sondern sie sollte auch eine Alternative zum herkömmlichen Kunstleder auf Erdölbasis sein. Die Nachhaltigkeit, Ökologie und die Soziologie standen bei ihr an erster Stelle.
Wie Kaktusleder wird auch Ananasleder aus den Blättern der Ananaspflanze erstellt. Es werden die Blätter verwendet, die bei der Ananasernte ohnehin anfallen. Anstatt sie zu entsorgen, werden aus diesen Blättern die benötigten Fasern mit Hilfe einer Maschine extrahiert. Die nicht benötigten Bestandteile des Blattes werden unter anderem als Dünger weiterverwendet. Die gelösten Fasern werden gereinigt und getrocknet. Anschließend werden sie zusammen mit einer Polymilchsäure zu einer textilen Fläche verarbeitet. Für die weitere Verarbeitung wird diese textile Fläche von den Philippinen nach Spanien oder Italien verschifft. Hier erfolgt die Färbung mit Farbpigmenten von GOTS, und um eine lange Haltbarkeit zu garantieren, werden die Stoffe mit Harz beschichtet.
Seit April 2020 trägt das Unternehmen das Certified B Corporation – Siegel, welches Unternehmen auszeichnet, die neben der wirtschaftlichen auch ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden.
Die Pflege
Da es sich beim Kaktus- und beim Ananasleder um Naturproduckte handelt, ist für eine lange Lebenszeit eine regelmäßige Pflege wichtig. Es wird empfohlen, die Stoffe mit einem natürlichen, farblosen Wachs zu pflegen.
